31 08, 2017 –
Real Men & Real Boys
Haare und Bärte in Grau. Gesichter, die ein gutes Stück Welt gesehen haben. Aber auch: Gesichter mit jungenhaftem Charme.
Echte Männer brauchen keine Posen. Stone Diamond sind erwachsen geworden. Ein Nachmittag mit vier entspannten Männern, die eine Platte gemacht haben, die auch deshalb so gut ist, weil niemandem mehr etwas bewiesen werden muß.
Aus dem Trio der ersten beiden Alben »We stole the stars from the dark night« und »Phoenix« ist ein Quartett geworden. Wir treffen Cy, Pete, Marc und Zaki im Garten, der an das Studio der Diamonds angrenzt. Thomas Rabsch, der Bands wie Rammstein, die Foo Fighters oder die Beastie Boys fotografiert, hat im spätsommerlichen Abendlicht die Bilder für das dritte Album »Don’t believe what you think« gemacht; gleich gibt es die ersten Mixes davon zu hören, später wird gegrillt. Zaki, der ‘Neue’, ist ein alter Freund und Wegbegleiter. Die vier Männer aus der Kölner Südstadt leben nur wenige Minuten voneinander entfernt. Die Stimmung erinnert an ein Treffen mit guten alten Freunden, die viel erlebt haben und nun vor allem durch Blicke – und im Fall der vier Herren – herzliches gemeinsames Lachen kommunizieren.
So kann man sich die Konzerte von Stone Diamond vorstellen – wie ein Treffen mit alten Bekannten, wobei sich dies auch auf die Musik bezieht. Egal, ob es die Songs des vom Bluesrock geprägten Debüts sind oder jene vom rockenden Nachfolger: Stone Diamond schreiben Songs, die man bereits beim zweiten Hören zu kennen glaubt, die zu einem gehören wie ein alter Freund. Der analoge Vintagesound tut das Übrige – immer wieder fühlt man sich an das Goldene Jahrzehnt des Rock erinnert.
Und dennoch ist der Titel durchaus programmatisch zu verstehen: Stone Diamond bleiben Chamäleonhaft. Wie auch die Vorgänger wurden sämtliche Basics der Platte live eingespielt, erst später folgten die nötigsten Overdubs und Beiträge von einzelnen Gastmusikern. Zakis zusätzliche Gitarre sorgt für den psychedelischen Sound und die komplexeren Arrangements. Die beiden Gitarristen ergänzen sich in ihrem Spiel, der Sound wird dichter und diverser.
Die Platte beeindruckt durch einen tiefen analogen Vintagesound, der auch auf das Konto des Produzenten Ulli Pallemanns geht. Dieser schleppte tonnenweise analoges Highclass-Equipment in die ruinenhaften, legendären Dierks-Studios, die seit einem verheerenden Wasserschaden brach liegen und wie eine verzauberte Welt aus längst vergangenen Hochzeiten anmuten.
Ein perfekter Ort für den Retrosound von Stone Diamond. Mit der ersten Single »Amy Van Dango« hat sich Drummer Pete ein Denkmal geschaffen. Sein Beat, der an die guten Zeiten eines Charlie Watts erinnert, läutet diesen langsamen und unwiderstehlichen Sex’n’Roll-Soul-Rocker ein – wer hier nicht tanzt, ist ein Unmensch.
Cyrus gefiel der lautmalerische Fantasiename der fiktiven Amy Van Dango so gut, dass er ihm die Geschichte des traurigsten aller Mädchen andichtete. SHE IS THE SADDEST OF HER KIND.
Es bleibt das traurige Schicksal des Musikjournalisten: Über Musik zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Also schreibe ich über vier Männer, die ein tiefes, ein erstaunliches und abwechslungsreiches Album geschaffen haben. >Don’t believe what you think< ist echt. Es ist offline. Es ist wie ein Gespräch, daß erfreulich und überraschend verläuft und in einer ausufernden Party endet. Im Zentrum stehen die vier am Anfang beschriebenen Männer. Sie lachen und laden dich ein, Teil dieser Party zu sein. WHY NOT RIGHT NOW? COME ON LETS GO! Wer könnte dieses leidenschaftliche Angebot ausschlagen? … Nur ein Unmensch.